Katzen vegan ernähren
- Verena Mirakovits
- vor 14 Stunden
- 11 Min. Lesezeit
Kann man Katzen vegan ernähren?
Eine Frage, die zunehmend diskutiert wird und die Meinungen polarisiert.
Um diese Frage zu beantworten, erkläre ich dir jetzt detailliert die verschiedenen Faktoren und die damit verbundenen Herausforderungen.

Der Ursprung der Katze
Katzen schlossen sich im Vergleich zum Hund, der seit etwa 30.000 Jahren mit den Menschen lebt, sehr spät an: Erste Belege für ein Zusammenleben lassen sich auf etwa 10.000 Jahre zurückverfolgen.
In 2004 wurde in Zypern ein Grab ausgehoben, das etwa 9.500 Jahre alt war. Darin fanden sich die Überreste von Mensch und Katze - unklar ist, ob die Katze seiner oder ihrer Halter:in in den Tod folgen musste, oder ob es eine Opfergabe war. Dieser Fund wird als ältester Beleg dafür angesehen, dass Katzen ein bedeutsamer Gefährte waren.
Katzen haben sich in der Zeit dem Menschen freiwillig angeschlossen. Für Nahrung, Zuflucht und Schutz.
Sie lebten von Speiseresten, Ratten und Mäusen und halfen dem Menschen damit zugleich, seine Getreidefelder frei von den Nagern zu halten.
Indem sie dem Menschen schließlich auf seinen Handelsrouten folgten, konnten sie sich weltweit ausbreiten.
Im späten Mittelalter stiegen Katzen vorallem in England zum Spielgefährten der adeligen Damen auf. In den Zeiten der Industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren Katzen endgültig vom Nutztier zum Haustier aufgestiegen - hier findet auch die professionelle Katzenzucht ihren Ursprung. Katzen zählen also erst seit weniger als 200 Jahren als Haustier.
Aufgrund dieser sehr kurzen Zeit der Katzenzucht bzw. des Domestikationsprozesses sind Katzen in ihrem genetischen Code, ihrer Physiologie, Anatomie und Verdauungsleistung noch weitgehend mit ihrer Urform identisch: sie gleichen sich quasi aufs Haar. Somit hat sich auch ihr Nahrungsbedürfnis nicht verändert.
Im Prinzip halten wir heute immernoch Raubtiere bei uns zuhause.

Körperliche Merkmale
Das Gebiss und das Maul
Katzen haben ein Scherengebiss: Das ermöglicht ihnen, Fleischstücke und Knochen zu zerteilen. Für einen Kauvorgang im physiologischen Sinne ist es nicht imstande, Pflanzenfasern können mechanisch nicht zerkleinert werden.
Bei Pflanzen- und Allesfressern enthält der Speichel eine geringe Menge des Enzyms Amylase, das den Prozess der Kohlenhydratspaltung initiiert. Bei Fleischfressern wie bei Katzen ist das nicht der Fall.
Der Magen
Der Magensaft von Katzen ist sehr sauer. Er hat einen pH Wert von 1,5-2 und besitzt ein vielfaches der Salzsäure, die dem Menschen im Verdauungsprozess zur Verfügung steht. Das hilft ihr Parasiten und Krankheitserreger die über die Nahrung, zB über rohes Fleisch aufgenommen werden, unschädlich zu machen.
Durch die Aufnahme von Getreide oder stärkehaltiger Nahrung kann die Magensaftproduktion nicht ausgelöst werden: Bei einer kohlenhydratlastigen (pflanzenbasierten) Ernährung wird der Magensaft also nur in einem unzureichenden Maß produziert - dadurch bleibt die Nahrung zu lange im Magen und kann nicht entsprechend anverdaut werden.
Der Darm
Katzen haben einen - für Fleischfresser sehr typisch - sehr kurzen Darm, im Gegensatz zu Pflanzen- oder Allesfressern. In ihm finden kaum mikrobielle Zersetzungsprozesse statt.
Einfach erklärt bedeutet das, dass der Darm darauf ausgelegt ist, Nährstoffe sofort aufzunehmen und Nahrung schnell zu verdauen. Bei Herbi- oder Omnivoren ist das anders: Hier dauert der Prozess länger, somit auch die Nährstoffaufnahme und es ist daher mehr Zeit, die pflanzlichen Bestandteile in verdauliche Bestandteile umzuwandeln. Das gelingt dem Katzendarm nicht. Pflanzen sind für Katzen schwer verdaulich, da ihr die entsprechenden Enzyme fehlen bzw. sie nicht im ausreichenden Maß zur Verfügung hat. Fleisch hingegen ist für sie sehr leicht verdaulich und somit kann eine ideale Nährstoffaufnahme nur durch fleischhaltige Nahrung gewährleistet werden.
Nährstoffe
Nährstoffe sind nicht gleich Nährstoffe - es gibt essenzielle oder auch nicht essenzielle, Nährstoffe die selbst synthetisiert werden können, aber auch Nährstoffe die zwingend über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Dabei sind aber nicht alle Nährstoffe gleich gut verwertbar - und hier kommt die Nährstoffquelle ins Spiel.
Manche Nährstoffe liefern mehr Energie als andere. Energie braucht der Körper, um - wie eigentlich der Begriff schon sagt - Energie für seine Tätigkeiten aufzubringen. Im Körper selbst, wie zum Beispiel den Stoffwechsel anzukurblen und auch "externe" andere Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Jagen.
Im Falle Katze ist der zentrale Energielieferant Fett: Aus Fett ziehen Katzen die meiste Energie. Ihr Verdauungstrakt ist dazu in der Lage, hohe Fettmengen problemlos zu verdauen und verstoffwechseln. Allerdings sind nicht alle Fette verwertbar: Mit pflanzlichen Fetten können Katzen nichts anfangen. Dazu fehlen ihr die nötigen Enzyme, um sie aufzuspalten; bzw. stehen ihr diese Enzyme nicht im ausreichenden Maß zur Verfügung. Des weiteren arbeiten diese Enzyme nicht so, wie es beispielsweise bei uns Menschen der Fall ist. Es fehlen also gewisse Enzymaktivitäten.
Stell dir Enzyme wie kleine Arbeitsbienen vor. Ihre Aufgabe ist es zum Beispiel Nahrung aufzuspalten oder Energie zu erzeugen.
Enzymaktivitäten sind im Prinzip die Geschwindigkeit und die Effizienz, mit der diese Aufgaben erledigt werden. Je höher die Enzymaktivitäten, desto besser arbeiten die Enzyme. Diese Aktivitäten fehlen Katzen - also ist sie nicht in der Lage, pflanzliche Bestandteile effektiv aufzuspalten.
Generell muss man bedenken, dass Katzen daher aus Pflanzen grundsätzlich so gut wie keine Nährstoffe ziehen: Der kleine pflanzliche Anteil im Katzenfutter dient immer nur als Ballaststoffquelle, um die Darmmotorik anzuregen.
Dem Körper ist es also nicht egal, woher die Nährstoffe kommen, so wie es ihm oft nachgesagt wird; das mag bei uns omnivoren Menschen der Fall sein, da unser Verdauungstrakt dazu in der Lage ist, alle Quellen zu verwerten und daher ist für uns eine pflanzliche Ernährung - sofern sie richtig durchgeführt wird - auch unproblematisch und kann gesundheitliche Vorteile haben.
Bei Karnivoren oder auch Herbivoren ist das allerdings nicht der Fall, diese Tiere sind einzig und allein darauf angewiesen, tierische Bestandteile (im Falle Karnivor) oder pflanzliche Bestandteile (im Falle Herbivor) zu verdauen.
Es geht um mehr als nur um Nährstoffe - es geht um Verwertbarkeit, Bioverfügbarkeit und vorallem um Gesundheit.
Aufgrund ihrer Abstammung und ihrer hoch spezialisierten Physiologie hat die Katze keinen natürlichen Bedarf an Kohlenhydraten – mehr noch: Ihr fehlen die Enzyme Glucokinase und Fructokinase, die mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate effektiv verstoffwechseln können.
Kohlenhydrate kommen bekanntlich in Pflanzen in hohem Maß vor. Katzen können damit wie erklärt allerdings nicht viel anfangen.
Der maximale Anteil der pflanzlichen Kohlenhydrate in der Nahrung sollte daher nur so viel betragen, wie sie Katzen in freier Natur, besipielweise über den Magen einer Maus, aufnehmen würde - das entspricht etwa 5%.
Katzen sind laut der Studie von Hand/Thatcher/Remillard (2002) imstande, etwa 35% Kohlenhydratanteil in der Trockenmasse zu verdauen - auch wenn diese Menge schon bedenklich ist.
Trockenmasse - was ist das denn jetzt?
Das ist der Kohlenhydratanteil in Prozent in einem Futtermittel, wenn man vorher alles Wasser entfernt.
Weitere Studien zeigen, dass Katzen lediglich einen Kohlenhydratanteil von 8g pro kg Körpergewicht und Tag verstoffwechseln können - bei einer pflanzlichen Ernährung wird dieser Wert deutlich überschritten.
Weitere Untersuchungen zeigen, dass ein Kohlenhydratanteil im Katzenfutter über 9,5% die Verwertbarkeit von Fetten und Proteinen herabsetzt und zudem die Bioverfügbarkeit verschiedener Mineralstoffe reduziert.
Eine kohlenhydratlastige Fütterung kann langfristig die zentralen Stoffwechselorgane Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse belasten, reizen und Entzündungen ebenso wie Gewebsschädigungen und in der Folge Funktionseinschränkungen hervorrufen.
Somit wird die Basis gelegt für zahlreiche Zivilisationskrankheiten der Katzen, zu denen zum Beispiel Blasenentzündungen und Kristallausfällungen gezählt werden.
Studienlage
Die Studienlage zur veganen Katzenernährung ist sehr dünn und nicht repräsentativ.
Die Untersuchungen wurden nur mit einigen wenigen Katzen durchgeführt, sie wurden zum Teil nicht an reinen Hauskatzen durchgeführt oder die Ergebnisse basieren sogar lediglich auf Umfragebögen der Halter:innen, anstatt auf statt direkt auf veterinärmedizinischen Untersuchungsergebnissen.
Teilweise werden sogar Untersuchungsergebnisse vom Hund wurden auf die Katze übertragen, hierbei wird völlig ignoriert, dass man die Verdauungsphysiologie, Stoffwechselleistung, den Nährstoffbedarf und die Ernährungsansprüche von Hund und Katze schlicht weg nicht vergleichen kann, da sie sich ganz gravierend unterscheiden.
Ein Beispiel einer aktuellen Studie von Professor Andrew Knight, PLOS One-Studie:
Die Studie befragte Halter:innen von 1.369 Katzen, von denen 1.178 mit konventioneller Fleischnahrung, 64 mit Rohfleisch und 127 mit pflanzlicher Ernährung gefüttert wurden.
Die untersuchten Katzen wurden über ein Jahr lang entsprechend ernährt.
Was hier an erster Stelle nicht erwähnt wird, ist welches konventionelle fleischhaltige Futter gefüttert wurde. Das ist problematisch, da es bei fleischhaltigem Katzenfutter durchaus minderwertige und potentiell schädigende Futtermittel gibt.
Durch die recht kleine Studiengruppe sind die Ergebnisse der neuesten Studie statistisch nicht signifikant – dazu kommt, dass der Anteil der pflanzlich ernährten Katzen im Verhältnis zu den fleischhaltig ernährten Katzen sehr gering ist. Im Schnitt waren die pflanzlich ernährten Katzen auch um etwa 25% jünger, als die anderen Katzen.
Die pflanzlich ernährten Katzen waren nicht alle ausschließlich Hauskatzen - daraus lässt sich schließen, dass diese Katzen sich draußen Beutetiere fangen konnten und somit nicht rein pflanzlich ernährt wurden.
Bei dieser Studie basieren die Auswertungen außerdem auf - wie vorhin kurz erwähnt - Umfragebögen der Halter:innen und nicht auf veterinärmedizinischen Ergebnissen.
Die Studienleitenden stellten diese Mängel in der Methodik transparent dar. Sie erwähnen, dass Studien mit entsprechend besserer Methodik aktuell finanziell nicht tragbar wären.
Die Studie von Knight wurde von der Organisation ProVeg International finanziert, die pflanzenbasierte Ernährung unterstützt. Dennoch betonten die Forscher, dass der Geldgeber keinen Einfluss auf das Studiendesign oder die Analyse hatte.
All diese Umstände stellen die Studie auf sehr wackelige Beine und ist aus den genannten Gründen als wissenschaftlich irrelevant zu werten.
Eine wirklich repräsentative Studie gibt es aktuell nicht. In ihrer Diplomarbeit zu veganer Ernährung von Katzen schreibt Pia-Gloria Semp, welche Art von Studie nötig wäre, um genauere Aussagen zu ermöglichen: “Langzeitstudien, eine größere Gruppe an Tieren, die über einen Zeitraum von über sieben Jahren vegan ernährt werden, und weitere Tests (Taurin, Niacin, Vitamin A, Vitamin D,…) sowie generell eine größere Teilnehmeranzahl wären nötig für eine stärkere Aussagekraft der Studie über vegane Ernährung bei Hunden und Katzen.”
Weitere Studien bzw. Quellen:

Warum gibt es dann veganes Katzenfutter?
Da der Nährstoffbedarf rein rechnerisch - also in der Theorie - durch die vegane Ernährung gedeckt werden kann, darf dieses Futter auf den Markt gebracht werden. Die Verdauungs- und Stoffwechselleistungen von Katzen und die gesundheitlichen Folgen werden hier nicht berücksichtigt. Dasselbe gilt natürlich auch für minderwertige, fleischhaltige Nahrungsmittel die potenziell schädlich sind und dennoch verkauft werden dürfen.
Ein paar Beispiele von veganem Katzenfutter, das oftmals weiterempfohlen wird:
Vegane Feuchtnahrung für Hunde und Katzen
Zusammensetzung:
Wasser für die Verarbeitung, Kartoffeln, Karotten, Hafergrütze, Pflanzenöl, Erbsen, Naturreis, Tomaten, Blaubeeren, Cranberries, Getrocknete Bierhefe. Hinzugefügt pro kg: Taurin, Vitamin A-Acetat, Vitamin D2-Supplement, Vitamin E-Supplement, Ascorbinsäure, Niacin-Supplement, D-Calcium-Pantothenat, Riboflavin-Supplement, Thiaminmononitrat, Pyridoxinhydrochlorid, Vitamin B12, Supplement, Biotin, Folsäure, Zinksulfat, Eisen (II) -sulfat, Mangansulfat, Kupfersulfat, Calciumjodat und Natriumselenit.
Analysedaten:
Rohprotein 8,0%, Rohfaser 3,0% Rohfett 3,0%, Feuchtigkeit 76,0%.
Abgesehen von der mangelhaften Deklaration, wo wir nicht erfahren, was von wie viel enthalten ist, sollten alleine beim Namen die Alarmglocken läuten: Für Hunde und Katzen.
Wie vorhin schon erwähnt, weichen die Ernährungsbedürfnisse dieser Tiere komplett voneinander ab, ein Futter für Hunde ist niemals für Katzen geeignet und umgekehrt ebenso.
Schauen wir uns ein paar Punkte der Deklaration genauer an:
Wir erfahren nicht die genauen Anteile. Bei Deklarationen wird immer prozentual abwärts aufgelistet, in diesem Fall ist also Wasser am Meisten enthalten und an zweiter Stelle Kartoffeln.
Der hohe Wasseranteil bedeutet vor Allem eines: Es muss unwahrscheinlich viel gefüttert werden, im den Bedarf zu decken.
Ich habe das mal ausgerechnet. Das Futter liefert 88,5kcal pro 100g.
Ein hochwertiges fleischhaltiges Nassfutter im Vergleich liefert 140,46kcal pro 100g.
Ich habe es mir hierfür bei meiner 5 kg Katze ausgerechnet, wie viel sie fressen müsste; meine Katze Luna müsste rund 240g pro Tag von diesem Futter fressen. Bei dem fleischhaltigem Nassfutter hingegen muss sie nur rund 160g fressen.
Gehen wir weiter: Kartoffeln wenden Futtermittelhersteller gerne als Getreidealternative an, als Füllstoff. Leere Energie, die keinen wirklichen Mehrwert hat.
Tomaten: Tomaten haben im Katzenfutter nichts verloren. Sie enthalten Solanin und dieses ist (auch wenn in einer geringeren Menge) im reifen Gemüse enthalten und kann schwerwiegende Folgen für unsere Katzen haben. Solanin verursacht bei Katzen heftige und akute Verdauungsstörungen, kann aber auch neurologische Probleme wie Schwindel und Desorientierung hervorrufen. Auch auf das Herz-Kreislauf-System kann sich das Solanin auswirken.
Taurin: Es wurde zwar Taurin hinzugesetzt, aber wie viel, erfahren wir nicht. Hier entsteht die Gefahr eines Mangels. Taurin ist eine essenzielle Aminosäure für Katzen. Es ist für die Funktion des Nervensystems, die Gesundheit des Herzmuskels und die Sehkraft der wichtig. Anders als andere Tierarten können die Katze Taurin nicht aus den ebenfalls essenziellen Aminosäuren Cystein und Methionin bilden, da die Enzymaktivität in der Leber eingeschränkt ist – sie muss es also zwingend aus der Nahrung aufnehmen.
Anhand der Analysedaten kann man den Kohlenhydratanteil berechnen. Dieser liegt bei diesem Futter bei 10%. Das ist - wie vorhin erklärt - deutlich zu hoch.
Schauen wir uns ein weiteres Futter an.
Veganes Katzen Trockenfutter
Zusammensetzung:
Soja, Weizen, Maisklebermehl, Mais, Reis, Sonnenblumenöl, Rübenschnitzel, Vitamine & Mineralien, Bierhefe, geschmacksgebendes Hefeerzeugnis, Leinsamen, Seetang, Fructooliogosaccharide (0,09 %), Spirulina, Yucca-schidigera-Extrakt (0,01 %)
Analysedaten
Protein 28 %, Fett 13 %, Rohfaser 3,0 %, Asche 5,0 %, Feuchtigkeit 7 %
Beim ersten Blick auf die Deklaration sieht man: Getreide. Man weiß, dass Getreide absolut nichts im Katzenfutter zu suchen hat: Es begünstigt Allergien, Verdauungsprobleme und kann schlicht weg nicht verwertet werden - Ballaststoffe liefert es keine. Es dient lediglich als billiger Füllstoff.
Hülsenfrüchte wie hier beispielsweise Soja eignen sich rein diätetisch und hypothetisch betrachtet, um den Proteinbedarf der Katze zu decken, ohne auf Muskelfleisch zurückgreifen zu müssen. Indem pflanzliche Futterkomponenten anstelle von tierischen eingesetzt werden, kann das Nährstoffbedürfnis der Katze rein rechnerisch gedeckt werden – und dies zu vergleichsweise niedrigen Produktionskosten. Allerdings bietet diese vermeintliche Proteinquelle den Katzen keinen Mehrwert, da sie sie ja nicht aufspalten und verwerten können.
Auch hier ist die Deklaration sehr mangelhaft, genaue Angaben werden nicht gemacht.
Wo es mich hier so richtig graust, ist der Kohlenhydratanteil. Er liegt bei diesem Futter bei 44%!
Das ist ganz deutlich zu hoch und kann wirklich gravierende Folgen haben und wie ich ja bereits erklärt habe, sollte der maximale Anteil im Katzenfutter bei 5% liegen. Das weicht von diesem Grenzwert und vorallem der Natur der Katzen ganz radikal ab.
Kann man also Katzen vegan ernähren?
Im Anschluss gehe ich noch auf einige weitere Punkte ein, warum eine pflanzliche Ernährung für Katzen ungeeignet ist.
Vitamine
Zahlreiche Vitamine können Katzen nur über tierische Quellen aufnehmen.
Vitamin A: Im Gegensatz zum Hund können Katzen es nicht aus dem pflanzlichen Beta-Carotin, also beispielsweise aus Karotten, synthetisieren. Dazu fehlt ihnen ein Enzym. Vitamin A muss also auch künstlich supplementiert werden.
B-Vitamine: Verschiedene B-Vitamine können ebenfalls nur über tierische Quellen aufgenommen werden. In erster Linie Vitamin B3, dieses können Katzen nicht aus dem in Pflanzen enthaltenen Tryptophan synthetisieren.
Vitamin D: Auch dieses Vitamin steht Katzen in pflanzlicher Form nicht zur Verfügung und kann nur geringfügig über pflanzliche Öle zugeführt werden - diese können von Katzen aber aufgrund fehlender Enzymaktivitäten nur unzureichend verstoffwechselt werden und haben keinen gesundheitlichen Nutzen; ganz im Gegenteil.
Da Katzen von Natur aus einen hohen Fettbedarf haben, ist auch ihr Bedarf an den Antidoxianten Vitamin E und Selen sehr hoch. Beides kann zwar über Pflanzen synthetisiert werden, Katzen ist es aber aufgrund ihrer Stoffwechsellage nicht möglich, diese ausreichend aufzuspalten und zu aufzunehmen.
Aminosäuren
Kritisch ist auch die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren. Von 22 Aminosäuren sind 10 für Katzen essenziell - darunter auch sogenannte limitierende Aminosäuren, wie Methionin, Lysin und Tryptophan, die die Aufnahme weiterer Aminosäuren regulieren.
Sind diese essenziellen und limitierenden Aminosäuren in zu geringem Maß in der Nahrung, so können andere Aminosäuren auch nur unzureichend aufgenommen werden. In pflanzlichen Futtermitteln sind die drei genannten Aminosäuren in nur sehr geringem Maß vorhanden.
Taurin: Das habe ich vorhin schon angesprochen - Taurin ist für Katzen essenziell und überlebenswichtig und muss zwingend über die Nahrung aufgenommen werden, da sie es im Gegensatz zu Mensch und Hund nicht selbst bilden kann. Aufnehmen können sie es nur über tierische Quellen, denn in Pflanzen kommt Taurin nicht vor. Das bedeutet, es muss künstlich supplementiert werden.
Ein langfristiger Taurinmangel durch zum Beispiel eine unzureichende Fütterung kann die Entstehung einer Herzmuskelerkrankung begünstigen, das Immunsystem schwächen, Gehörverlust begünstigen und zu degenerativen Netzhauterkrankungen und folglich zu einer Erblindung führen.
Fettsäuren
Ein weiterer sehr kritischer Punkt ist die Versorgung mit Fettsäuren. Katzen haben einen hohen Bedarf an den essenziellen Fettsäuren Arachidonsäure, Linolsäure und Gamma-Linolensäure. Aufgrund fehlender Enzymaktivitäten können sie diese Fettsäuren aber nicht über pflanzliche Quellen aufnehmen. Sie kommen überwiegend in tierischem Gewebe vor. Anders als Hunde, können Katzen Arachidonsäure nicht aus Linolsäure synthetisieren. Sie benötigen dafür eine ausreichende Menge an Dihomogamma-Linolensäure.
Die Versorgung mit essenziellen Fettsäuren kann also nicht über pflanzliche Fette und Öle gewährleistet werden.
Man sieht also: nicht alles kann „einfach“ supplementiert werden. Nicht, ohne ein Gesundheitsrisiko einzugehen - die Supplemente garantieren keine biologische Verwertbarkeit, denn der Katzenkörper kann im Gegensatz zu uns Menschen nicht alles verwerten.
Künstlich supplementierte Nährstoffe haben oft eine geringere Bioverfügbarkeit als Nährstoffe aus natürlichen Quellen und wie erklärt, sind Katzen darauf angewiesen, Nährstoffe aus ihrer Nahrung schnell und effizient aus Fleisch aufzunehmen und zu verwerten, nicht aus Pflanzen oder Supplementen. Es geht also nicht nur darum, ob Nährstoffe vorhanden sind, sondern ob sie auch genutzt werden können.
Proteine
Ein Übermaß an schwer verdaulichen Proteinen, zu denen pflanzliche Proteine für Katzen zählen, kann zu Verdauungsstörungen führen. Werden Katzen dauerhaft mit zu wenigen oder schwer verdaulichen Proteinen versorgt, beginnt der Organismus körpereigene Strukturen zu verstoffwechseln. Das führt zu erheblichem Muskelschwund und unbehandelt zum Tod durch Organversagen.
Fazit
Zusammengefasst kann man also sagen, dass eine pflanzliche Ernährung für Katzen auf keinen Fall geeigent ist.
Trotz aller ethischen Bedenken, müssen wir dennoch Rücksicht auf die physiologischen Bedürfnisse und die Nahrungsbedürfnisse unserer Katzen nehmen. Unsere ethischen Überlegungen dürfen nicht die biologischen Bedürfnisse unserer Katzen außer Kraft setzen. Eine pflanzliche Ernährung für Katzen ist nicht möglich, ohne ihre Gesundheit zu gefährden - auch wenn es gut gemeint ist.
Diese Ernährungsform widerspricht der Physiologie der Katzen und ihren Bedürfnissen so radikal, dass sie sogar als tierschutzwidrig einzustufen ist.
Dies besagt auch das Tierschutzgesetz §2:
„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen.“ Für Katzen bedeutet dies also eine fleischbasierte Ernährung.
Du hast Zweifel an der aktuellen Ernährung deiner Katzen? Kontaktiere mich und ich helfe dir, die richtige Entscheidung für die Gesundheit deiner Katzen zu treffen!
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