Ist Trockenfutter schlecht?
- Verena Mirakovits

- 15. Okt.
- 13 Min. Lesezeit
Wir kennen sie wahrscheinlich alle - die Diskussion über Trockenfutter. Ist Trockenfutter schlecht? Oder kann man es bedenkenlos füttern? Die einen sagen das Eine, die anderen das Andere. Zeit für eine genaue Analyse.

Die Nahrungsbedürfnisse von Katzen
Schauen wir uns zunächst an, was eine Katze aus biologischer Sicht eigentlich so braucht.
Katzen sind obligate Karnivoren. Sie sind darauf ausgelegt überwiegend Fleisch zu konsumieren um gesund zu bleiben. Einen Bedarf an Kohlenhydraten haben Katzen jedoch nicht - noch mehr, sie können große Mengen an Kohlenhydraten gar nicht verwerten.
Wir wissen, dass Katzen ursprünglich aus Steppengebieten stammen - daher sind sie darauf angewiesen den Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfes über die Nahrung zu decken, da sie von Natur aus wenig trinken. Rein genetisch gesehen gleichen unsere Hauskatzen ihren Vorfahren aufs Haar. Das heißt, dass genau wie ihre Vorfahren aus der Wüste auch unsere Katzen so gut wie gar nicht trinken.
Katzen haben ein Scherengebiss. Es ist dazu gemacht Beute zu zerreißen und zu zerschneiden. Dafür nutzt sie alle ihre Zahnstrukturen. Ein klassisches Kauen oder Mahlen der Nahrung wie wir es beispielsweise machen, ist für Katzen daher nicht möglich.
Gehen wir auf diese Punkte noch genauer ein:
Die Katze als Karnivor
Karnivor bedeutet Fleischfresser. Pflanzliche Bestandteile und somit auch Kohlenhydrate brauchen Katzen nicht um zu überleben. Ein geringer Anteil Gemüse ist als Ballaststoffquelle sinnvoll, dieser sollte jedoch maximal 5% betragen. Der Kohlenhydratanteil eines Futters wird standardmäßig nicht auf der Verpackung angegeben. Er ist rechtlich leider nicht vorgeschrieben.
Oft wird argumentiert Trockenfutter sei hochwertig wenn viel Fleisch enthalten ist.
Leider muss ich hier einen Strich durch die Rechnung machen: Der Fleischgehalt in der Deklaration eines Trockenfutters ist nicht der tatsächliche Gehalt.
Das Fleisch wurde in rohem Zustand gewogen und steht daher an erster Stelle in der Deklaration. Durch den Herstellungs- und Trocknungsprozess verliert das Fleisch aber sehr stark an Feuchtigkeit, also auch an Gewicht. Was letztlich verarbeitet wird ist Fleischmehl, welches einen deutlich geringeren Prozentsatz einnimmt als die Ausgangssubstanz.
Sehen wir uns die Deklaration eines Trockenfutters an, das als „hochwertig“ bezeichnet wird:
Frischer Lachs 50%, Reis 26%, hydrolysierte Tierproteine, Kartoffeleiweiß, Hefen, Hühnerfett, Mineralstoffe, Inulin aus Zichorie (Quelle von FOS) 0,1%, Mannan-Oligosaccharide 0,1%, Mohave-Palmlilie 0,01%. Natürliche Quelle von Omega-3.
„Frischer Lachs“ bedeutet hier also, dass er 50% Anteil hatte bevor er verarbeitet wurde.
Steigen wir tiefer ein und berechnen den tatsächlichen Anteil in zwei Schritten.
Frischer Lachs hat in der Regel zwischen 60-70% Feuchtigkeit.
Der erste Rechenschritt: Der Trockenmasse-Faktor
Wir berechnen, wie viel reine Nährstoffe (Protein, Fett) vom Ausgangsprodukt übrig bleibt. Die Ausgangsbasis ist 100%.
Wir rechnen: 100%-70% (Wassergehalt) = 30%
Die Trockenmasse beträgt also 30%.
Den Wert nutzen wir als Faktor 0,30.
Der zweite Schritt: Den echten Anteil des Lachses berechnen
Wir wenden den Faktor mit der vom Hersteller deklarierten Rohmasse (50%) an.
Wir rechnen: 50% x 0,30 = 15%
Von den 50% des Lachses bleiben im fertigen Futter also 15% als reine Trockenmasse übrig.
Dieser Fleischgehalt ist für Katzen DEUTLICH zu niedrig.
Natürlich werden auch die anderen Zutaten im Rohzustand gewogen. Gehen wir hier jetzt anhand des Beispieles von Reis aus, dann hat dieser einen sehr geringen Feuchtegehalt und verliert daher kaum Wasser - der Wert bleibt also bei rund 26%.
Im fertigen Trockenfutter haben wir folglich mehr Reis enthalten als Fleisch.
Sehen wir uns ein weiteres Beispiel an:
Geflügel 63 % (getrocknetes Geflügelfleisch 25 %, frisches Entenfleisch 22 %, Geflügelfett, Geflügelprotein), Tapioka 22 %, Erbsen, Karotten, getrocknetes Ei 1 %, Leinsamen (frisch geschrotet) 0,5 %, Bierhefe 0,5 %, Katzenminze 0,5 %, Chicorée 0,1 %
Das Beispiel ist etwas komplexer, da der Hersteller zwei verschiedene Arten von Fleischanteilen deklariert.
Die 25% Geflügel werden bereits als getrocknet deklariert. Das heißt, der Anteil bleibt unverändert, da er bereits vor der Verarbeitung getrocknet war.
Es bleiben also 38% Rohmasse vom Geflügel und 22% Rohmasse von der Ente.
Berechnet man das wie zuvor, landen wir schlussendlich im fertigen Produkt bei einem Geflügelanteil von 31,6% und bei der Ente bei 6,6% - insgesamt also 38,2%. Das ist zwar mehr als im Beispiel davor, dennoch deutlich zu wenig.
Tapioka hat nicht so viel Wassergehalt, daher bleibt auch hier der Wert fast gleich wie in der Deklaration. Da Tapioka an der zweiten Stelle der Nicht-Fleisch Komponenten steht und Erbsen und Karotten ohne genaue Angaben folgen, geht man davon aus, dass diese in kleineren Mengen enthalten sind - schätzungsweise 1-4%. Erbsen haben keinen hohen Feuchtigkeitsgehalt, der Anteil bleibt also auch hier nahezu unverändert. Karotten hingegen haben viel Feuchtigkeit, machen im Endprodukt, da ihr Gehalt ohnehin schon sehr niedrig ist, kaum einen Unterschied.
Ein letztes Beispiel:
70,0% Huhn & Lachs (30,0% frisches Huhn, 21,0% Hühnerprotein, 6,0% Lachsprotein, 5,5% frische Hühnerleber, 4,0% frischer Lachs, 2,5% Hühnerbrühe, 0,5% Hühnerfett, 0,5% Lachsöl), Erbsenstärke, Kartoffelstärke, 7,7% Erbse, 4,0% Rübentrockenschnitzel (entzuckert), Erbsenfasern, 1,0% Kichererbse, 1,0% Linse, 0,5% Zellulose, Mineralstoffe, Hefe (natürliche Quelle wertvoller Präbiotika Mannan-Oligosaccharide, MOS 0,025%), 0,04% Chicorée (natürliche Quelle wertvoller Präbiotika Fructo-Oligosaccharide, FOS 0,02%), 0,02% Preiselbeere, 0,02% Karotte, 0,01% Chondroitinsulfat, 0,01% Glukosamin.
„Hühnerprotein“ und „Lachsprotein“ ist bereits ein getrockneter Rohstoff und wird daher nicht umgerechnet. Berechnen wir jetzt den restlichen Anteil, kommen wir auf einen Fleischgehalt von insgesamt 38,5%.
Welchen Schluss kann man daraus ziehen?
Egal, wie viel % „frisches Fleisch“ auf der Packung angegeben wird - der tatsächliche Gehalt ist zu niedrig. Katzenfutter sollte den Bedürfnissen von Karnivoren entsprechen. Also sollte es aus Fleisch bestehen. Der pflanzliche Anteil sollte nur so viel betragen, wie Katzen ihn in ihrer natürlichen Beute finden würden - also etwa 5%.
In unseren Beispielen, oder besser gesagt in Trockenfutter generell, wird gerne und viel mit pflanzlichen Bestandteilen gearbeitet, die abgesehen vom hohen Gehalt schlichtweg nicht in Katzen gehören. Stärke, Hülsenfrüchte, Reis - all das können Katzen nicht ausreichend verwerten, da sie dafür nicht ausreichend Amylase - ein stärkespaltendes Enzym - produzieren. Nicht nur das: Katzen fehlen die Enzyme Glucokinase und Fructokinase, die mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate effektiv verstoffwechseln können.
Ihr gesamter Organismus ist darauf ausgelegt, tierische Proteine und Fette zu verwerten. Einen natürlichen Bedarf an Kohlenhydraten haben Katzen nicht. Sie brauchen sie nicht, um zu überleben.
Sie profitieren lediglich von einer geringen Menge (den vorhin genannten 5%) um die Darmmotorik zu fördern und die Darmflora zu ernähren.
Untersuchungen zeigen, dass ein Anteil von über 9,5% Kohlenhydrate die Verwertbarkeit von Proteinen und Fetten herabsetzt und die Bioverfügbarkeit verschiedener Mineralstoffe reduziert.
Fun-Fact: Split Placing
Hersteller deklarieren die pflanzlichen Bestandteile gerne in mehreren Unterkategorien (z.B. Mais, Maismehl, Maisprotein). Addiert man diese Anteile, stünden diese Komponenten oft an erster Stelle der Deklaration, erscheinen aber durch die Aufspaltung weiter hinten.
Wie viel Kohlenhydrate sind im Trockenfutter?
Wir bleiben bei unseren Beispielen von zuvor.
Auf Katzenfutterverpackungen wird für gewöhnlich der Kohlenhydratanteil nicht angegeben - diesen kann man aber anhand der Analysedaten berechnen.
Beispiel 1 liefert 30,3% Kohlenhydrate.
Beispiel 2 liefert 31% Kohlenhydrate.
Beispiel 3 liefert 29,3% Kohlenhydrate.
All diese vermeintlich hochwertigen Trockenfuttersorten haben also einen sehr hohen Kohlenhydratanteil, der für die Katze nicht nur unnötig ist, sondern auch schädlich sein kann und die Verdauung belastet.
Wie wird Trockenfutter eigentlich hergestellt?
Die Meisten Trockenfuttermittel sind sogenannte extrudierte Trockenfutter. Diese werden unter hoher Hitzeeinwirkung hergestellt.
Dabei werden aber zahlreiche Nährstoffe zerstört oder so in ihrer Bioverfügbarkeit verändert, dass synthetische Zusatzstoffe erforderlich sind.
Dann gibt es noch das kalt gepresste Trockenfutter: Aufgrund der geringen Temperaturen im Herstellungsprozess bleiben die Nährstoffe zwar weitgehend enthalten, das Futter gilt aber als schwer verdaulich, da vor allem die pflanzlichen Bestandteile nicht genügend aufgespalten und verwertet werden können.
Ein erheblicher Stärkeanteil ist bei der Herstellung unerlässlich. Um einen hochwertigen Eindruck zu erzeugen, verzichten Hersteller auf Getreide und verwenden stattdessen Kartoffeln oder Hülsenfrüchte. Wie jedoch schon erklärt, ist dieser hohe Anteil für Katzen problematisch.

Rohasche
Dieser Begriff ist für viele Halter:innen nur schwer greifbar. Die Rohasche ist die Substanz, die zurückbleibt wenn das Futter, also die organischen Stoffe, bei über 500°C verbrannt wird. Der Wert sollte 2% nicht übersteigen, da ein höherer Wert auf eine Übermineralisierung oder Verunreinigungen beispielsweise mit Sand hindeuten. Bei Trockenfutter ist der Rohaschegehalt deutlich höher.
Der Flüssigkeitsbedarf
Wissenschaftliche Untersuchungen gehen bei der Katze von einem täglichen Flüssigkeitsbedarf von 30-50ml pro kg aus. Eine 4kg schwere Katze hat also einen Bedarf von ca. 120ml oder sogar mehr.
Da Katzen ursprünglich Steppentiere sind und sie sich zu ihren Vorfahren kaum unterscheiden, trinken auch unsere Katzen zuhause nur sehr wenig. Mehr noch: Katzen trinken in der Regel aktiv nur etwa 25ml am Tag. Eine vermehrte aktive Wasseraufnahme ist ein Warnsignal und ist als pathologisches Symptom zu werten. Erhöhtes Trinkverhalten kann auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus hinweisen, aber auch auf Nierenerkrankungen sowie Erkrankungen der ableitenden Harnwege (Blasenentzündungen, Kristallerkrankungen).
Wasser ist der absolut wichtigste Nährstoff im Körper, da es zentrale strukturelle Funktionen erfüllt und an den meisten Stoffwechselprozessen beteiligt ist.
Durch ihre geringe aktive Wasseraufnahme müssen Katzen ihren Bedarf also auf andere Weise decken. Das tun sie durch ihr Futter: Während eine gebarfte oder mit Nassfutter ernährte Katze rund 70%-80% ihres Feuchtigkeitsbedarfs auf physiologischem Wege über die Fütterung decken kann, gelingt das bei einer überwiegenden oder reinen Trockenfütterung nicht.
Auch um Nahrung verdauen zu können benötigt der Körper Wasser. Die Nieren unserer Katzen haben eine erstaunliche Filtrationsleistung, die es ihnen ermöglicht während dem Verdauungsprozess eine beträchtliche Menge an Flüssigkeit zurückzuhalten, sodass nur wenig Flüssigkeit verloren geht - wenn Katzen aber etwa durch eine reine Trockenfütterung ihren Bedarf nicht decken können, dann reichen diese Reserven irgendwann nicht mehr aus. Auf Dauer kann das die Nieren sowie auch weitere Stoffwechselorgane schädigen, da die Wasserzufuhr nicht ausreicht.
Um Trockenfutter verdauen zu können, müssen Katzen also etwa die vierfache Menge an Wasser aufnehmen als sonst.
Dazu ein weiteres Beispiel:
Eine 4kg schwere Katze hat wie erklärt einen Flüssigkeitsbedarf von ca. 120ml Wasser pro Tag.
Bei Nassfütterung sind 80% davon gedeckt = 96ml gedeckt = Katze trinkt noch ca. 25ml.
Bei Trockenfütterung sind 7% davon gedeckt = 8,4ml gedeckt = Katze trinkt ca. 110ml.
Würden Katzen 110ml am Tag aktiv trinken, wären das etwa 15 Minuten aktives Schlabbern - das trinkt keine Katze, ganz egal wie „gut“ sie trinkt. Und wenn doch, dann sollte sie dringend eine:r Tierärzt:in vorgestellt werden.
Trockenfutter ist gut für die Zähne!
Diesen Satz hast du bestimmt schon einmal gehört - nur leider ist er ein Mythos.
Sieht man sich das Gebiss von Katzen mal genauer an, wird auch klar warum:
Katzen haben ein Scherengebiss und sind nicht in der Lage, Nahrung im physiologischen Sinne zu kauen. Das würde das mechanische Zerkleinern von Nahrung voraussetzen, wie wir es tun, durch seitliche Bewegungen und durch Mahlzähne. Katzen können ihren Kiefer aber weder seitlich bewegen, noch besitzen sie Mahlzähne. Um Nahrung zu „kauen“ brauchen Katzen Fleischstrukturen und nicht kleine Pellets.
Trockenfutter wird von Katzen allenfalls ein einziges Mal mit den hinteren Backenzähnen oder gar nur mit dem Gaumen zerbrochen und danach abgeschluckt. Es kann also kein Abrieb entstehen der die Zähne reinigen würde, so wie es beispielsweise bei Rohfleisch der Fall ist, da Katzen hier alle Zahnstrukturen tatsächlich beanspruchen müssen.
In Wirklichkeit macht Trockenfutter das genaue Gegenteil von diesem Mythos: Es legt aufgrund des hohen Stärkeanteils einen schmierigen Belag auf die Zähne der Katzen, der einen idealen Nährboden für Bakterien und Keime aller Art schafft, im Kontakt mit dem Speichel der Katze aushärtet und zu übermäßigem Zahnsteinbefall führen kann.
Wie soll ich sonst für die Zahnpflege sorgen?
Zahnpflege kannst du durch Rohfleisch garantieren. Hier müssen Katzen ihr ganzes Gebiss und ihre Zahnstrukturen nutzen, um das Fleisch zu zerreißen - und darauf sind Katzen physiologisch ausgelegt. Trockenfutterpellets kommen bei Weitem nicht an die Größe oder die Strukturen der natürlichen Beute ran. Das wiederum macht Trockenfutter zusätzlich artwidrig.
Kausnacks wie beispielsweise getrocknete Entenbruststreifen oder Kauspielzeuge eignen sich ebenso, um die Zähne zu reinigen.
Eine weitere Option ist das Zähneputzen, das jedoch mit einem ausgiebigen Training einhergeht.

Trockenfutter bei Allergien
Oft findet man hypoallergenes Trockenfutter auf dem Markt als Universallösung für unerklärliche Allergien. Aber was steckt da eigentlich wirklich drinnen?
Genau: Im Prinzip gar nichts. Zumindest nichts, was Katzen hilft oder die Ursache behandelt.
Eine Beispieldeklaration eines namhaften Herstellers:
Reis (30,5%), Kartoffelprotein (22,2%), Fischprotein, hydrolysiert (16%),Geflügelfett (6,9%), Kartoffelstärke (5%), Rübentrockenschnitzel (4%), Rinderfett (3%), Cellulose (2,4%), Sardinenöl (2,2%), Calciumcarbonat (1,6%), Geflügelleber, hydrolysiert (1,5%), Monocalciumphosphat (1,3%), Lachsöl (0,5%), Kaliumchlorid (0,5%), Borretschöl (0,5%), Leinöl (0,3%), Natriumchlorid (0,2%). Proteinquellen: Kartoffeln, Fisch, hydrolysiert, Geflügelleber, hydrolysiert. Kohlenhydratquellen: Reis, Kartoffeln, Rübentrockenschnitzel, Cellulose.
Dass Fleisch eigentlich an erster Stelle stehen sollte, haben wir ja bereits geklärt. Der Punkt auf den ich näher eingehen möchte ist „hydrolisiertes Fischprotein“.
Futtermittelhersteller verstehen unter „hydrolisiertem Protein“ Eiweißextrakte überwiegend tierischer Herkunft, die durch
eine intensive chemische Bearbeitung oder durch eine Bearbeitung mit Bakterienstämmen und Enzymen so aufgeschlüsselt wurden, dass sie zum Teil vom Körper nicht mehr als Proteinstruktur erkannt werden können. Ähnlich verhält es sich mit zugesetzten „Proteinen tierischen Ursprungs“, bei denen es sich um ein Eiweißpulver handelt, das den Proteingehalt erhöhen soll.
Hydrolisiertes Protein ist also für den Körper unerkenntlich gemachtes Protein - somit ist es nur logisch, dass darauf nicht reagiert wird. Einen Nutzen ziehen Katzen daraus allerdings auch nicht, da das vermeintliche Protein schließlich nicht mehr als solches erkannt wird.
Dass man die Ursache an der Wurzel packen sollte und nicht mit einem solchen Spezialfutter nur symptomatisch behandeln liegt auf der Hand. Schließlich wollen wir ja, dass unsere Katzen gesund sind und bleiben. Um festzustellen worauf eine Katze allergisch ist, muss eine Ausschlussdiät durchgeführt werden: Hierbei wird über einen längeren Zeitraum eine einzige, fremde Proteinquelle gefüttert um schließlich den Auslöser zu finden.
Woran du erkennst, dass deine Katzen an einer Allergie oder einer Unverträglichkeit leiden, habe ich bereits in diesem Blogbeitrag erklärt:
Trockenfutter ist für Ausschlussdiäten auch nicht geeignet. Hier können Schimmelpilze, ranzig gewordene Fettsäuren oder auch Futtermilben problematisch werden. Die Futtermilbenbelastung ist bei Trockenfutter so gut wie unvermeidbar und kann Hautirritationen und Juckreiz verstärken. Um das zu umgehen wird oft geraten, das Trockenfutter einzufrieren um die Milben unschädlich zu machen. Leider ist auch das ein Griff ins Klo, da die Allergiepatient:innen vor allem auf den Milbenkot reagieren, der durch bloßes Einfrieren nicht eliminiert werden kann.
Mischfütterung
„Wenn ich Nass- und Trockenfutter füttere, dann ist das ja in Ordnung.“
Das denken auch viele - entspricht aber leider nicht der Wahrheit. Auch wenn die Katzen durch das Nassfutter prinzipiell mehr Flüssigkeit aufnehmen, braucht sie immernoch mehr um das Trockenfutter vollständig zu verdauen und hat dadurch auch einen höheren Bedarf. Abgesehen davon ist die Mischfütterung problematisch, da die Verdauungszeiten der beiden Nahrungsmittel gänzlich voneinander abweichen. Kohlenhydrate erfordern eine längere Verweildauer im Magen als Fleisch, was zu Überlastungen oder Reizungen im Magen-Darm-Trakt führen kann und somit Verdauungsbeschwerden hervorrufen kann.
Natürlich können wir nicht Tag ein, Tag aus zuhause sein, um alle paar Stunden Nassfutter für unsere Katzen hinzustellen. Hier kommen Futterautomaten ins Spiel: Es gibt sowohl Nassfutterautomaten, bei denen man Portionen auf eine bestimmte Zeit programmieren kann, sodass die Katzen auch gefüttert werden, wenn man selbst nicht da ist oder chipgesteuerte Automaten, die sich nur öffnen wenn sich die jeweilige Katze nähert. Diese Automaten garantieren, dass das Futter frisch bleibt und die Katzen trotz Abwesenheit des/der Halter:in ihr Futter bekommen.
Ist Trockenfutter schlecht?
Kurz gesagt: Ja.
Neben den bereits genannten Punkten möchte ich noch über die möglichen Langzeitfolgen sprechen.
Durch die zu geringe Flüssigkeit überlastet die Trockenfütterung auf lange Sicht die Nieren, sodass nicht umsonst die Niereninsuffizienz noch immer zu den häufigsten Todesursachen von Katzen zählt. Aus demselben Grund werden auch die Harnwege belastet: Die geringe Flüssigkeitszufuhr führt zu hochkonzentriertem Urin, was die Entstehung von Harnkristallen begünstigt. Katzen die mit Trockenfutter ernährt werden haben Studien zufolge ein deutlich höheres Risiko eine Harnwegserkrankung zu erleiden als Katzen, die mit Feuchtnahrung gefüttert werden.
Zahnstein wird wie auch bereits erklärt durch den hohen Stärkeanteil begünstigt. Spezialtrockenfutter für die Zähne unterscheidet sich vom „normalen“ Trockenfutter durch die Struktur und die Textur: Während das normale Trockenfutter von der Katze allenfalls einmal zerbissen, wenn nicht gar im Ganzen abgeschluckt wird, ist die Konsistenz des Zahnpflegefutters meist weicher, sodass die Zahnstrukturen in das Pellet eindringen müssen. Dadurch wird ein geringfügiger mechanischer Effekt erzeugt, bei dem sehr weiche Zahnbeläge abgerieben werden können. Zur Zahnreinigung reicht das allerdings nicht aus.
Schlingfressen (Magenüberladung) sieht man oft bei Katzen mit überwiegender Trockenfütterung, was wiederum zu regelmäßigem Erbrechen führen kann.
Wie wir anhand unserer Beispiele gesehen haben, hat Trockenfutter einen hohen Kohlenhydratanteil. Das kann sich unter anderem negativ auf die Bauchspeicheldrüse auswirken und führt zur ständigen Ausschüttung von Insulin. Trockenfutter kann daher die Entstehung von Diabetes mellitus begünstigen: Ob eine reine Trockenfütterung als alleinige Ursache für die Ausbildung der Krankheit angesehen werden kann, ist derzeit noch nicht ausreichend erforscht. Man weiß aber, dass eine artgerechte Ernährung mit einem physiologisch hohen Proteingehalt und einem deutlich reduzierten Kohlenhydratgehalt den Blutzuckerspiegel nachhaltig regulieren kann.
Neben Diabetes mellitus begünstigt der hohe Anteil an Kohlenhydraten auch die Entstehung von Übergewicht. Wenn Katzen versuchen, ihren natürlichen Proteinbedarf mit Trockenfutter zu decken, muss sie aufgrund des relativ niedrigen echten Fleischanteils unweigerlich zu viele Kohlenhydrate und Kalorien aufnehmen. Sie werden dadurch zwar kurzfristig gesättigt, aber die Kohlenhydrate können nicht effektiv verwertet werden. Proteine lösen die Sättigung effektiver aus als Kohlenhydrate (Katzen brauchen Protein für Sättigung, nicht Masse). Da Trockenfutter proteinarm und kohlenhydratreich ist, fressen Katzen also mehr, um ihren Bedarf zu decken. Das führt zwangsläufig zur Aufnahme überschüssiger Kohlenhydrate und Kalorien.
Außerdem hat Trockenfutter eine unwahrscheinlich hohe Energiedichte im Vergleich zu seinen Alternativen.
Als Beispiel: Etwa 100g Trockenfutter entsprechen ungefähr der 4-fachen Menge an Nassfutter. Das bedeutet also, dass die Katze am Tag viel mehr Energie aufnimmt als sie tatsächlich braucht - und zwar ohne in der Menge mehr zu fressen.

Was sagt eigentlich die Studienlage?
Die Ergebnisse bei der Forschung zu Trockenfutter sind nicht immer eindeutig und sind sehr umfangreich.
Was man auf jeden Fall weiß:
Katzen, die überwiegend Trockenfutter bekommen, nehmen deutlich weniger Wasser auf. Studien zeigen, dass der Urin konzentrierter wird und sich das Risiko für Harnsteine oder Struvitkristalle dadurch erhöhen kann (Zoran & Buffington, 2011; Forrester et al., 2003).
Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von etwa 70% sinkt die Urinkonzentration signifikant (Greco et al., 2023).
Trockenfutter enthält in etwa das Vierfache an Kalorien im Vergleich zu Nassfutter. Mehrere Studien (Lund et al., 2005; Bjørnvad et al., 2019) zeigen, dass Katzen die hauptsächlich Trockenfutter fressen häufiger übergewichtig sind.
Ob Trockenfutter das Risiko für Nierenerkrankungen erhöht, ist wissenschaftlich leider nicht eindeutig geklärt. Ein systematisches Review (Davies, 2016, Veterinary Evidence) fand keinen klaren Beweis, dass Nassfutter das Risiko senkt.
Daher wird Trockenfutter auch gerne von Tierärzt:innen weiterhin empfohlen.
Dennoch: Auch wenn es keinen direkten wissenschaftlichen Beweis gibt, ist die physiologische Belastung unbestreitbar. Die Nieren müssen permanent eine maximale Filtrationsleistung aufrechterhalten um den chronischen Flüssigkeitsmangel zu kompensieren.
Der Mythos, dass Trockenfutter die Zähne reinigt lässt sich wissenschaftlich nicht bestätigen. Studien zeigen, dass der Abriebeffekt minimal ist und Plaque sowie Zahnsteinbildung kaum reduziert werden (Harvey et al., 1996; Gorrel & Bierer, 1999).
Weitere Studien belegen die stark reduzierte Aktivität von stärkespaltenden Enzymen bei Katzen (Appleton et al., 2002), was ihre Fähigkeit, große Mengen an Stärke zu verarbeiten, stark einschränkt. Die dauerhaft zu hohe Kohlenhydratzufuhr, wie wir in den Beispielen gesehen haben, wird in der Veterinärmedizin als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Insulinresistenz und Diabetes mellitus bei Katzen identifiziert (Rand et al., 2004).
Hilfe! Meine Katze will nur Trockenfutter!
Kommt dir der Satz bekannt vor? Betrifft es vielleicht sogar dich? Damit bist du nicht alleine. Dass Katzen Trockenfutter trotz seiner Artwidrigkeit meistens bevorzugen, ist nicht verwunderlich. Trockenfutter wird in der Regel intensiv mit synthetischen Geschmacksverstärkern und Fetten besprüht, um es unwiderstehlich zu machen.
Oftmals ist diese Prägung in die Kittenzeit zurückzuführen. Wenn Katzen schon von klein auf Trockenfutter aufgetischt bekommen, lernen sie: Ah, Futter riecht intensiv.
Dass deine Katzen dich böse anschauen, wenn du dann was anderes hinstellst und du den Fraß doch selber fressen sollst, lässt sich dadurch erklären. Sie verstehen im Prinzip nicht, dass das Nassfutter essbar ist, weil es nicht ansatzweise so intensiv riecht.
Eine Umstellung braucht daher ganz viel Geduld, Kreativität und Strategie - dennoch ist sie unerlässlich für die langfristige Gesundheit deiner Katzen. Es ist schwer, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Wenn du mit deinem Latein jedoch schon am Ende bist, dann kann es helfen, dich an eine:n Katzenernährungsexpert:in - wie mich selbst - zu wenden. Ich helfe dir, damit deine Katzen auch das fressen, was sie sollen um gesund zu bleiben und nicht nur das, was sie wollen. Denn Hand aufs Herz: Wir würden uns doch auch lieber von ungesundem Zeug ernähren, weil es einfach besser schmeckt. Aber wir wissen - das sollten wir nicht. Deine Katzen wissen das aber nicht.
Lass uns die Futterwelt deiner Katzen auf den Kopf stellen - gemeinsam!









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