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Allergien und Unverträglichkeiten

Hauterkrankungen, gegen die es kein Heilmittel zu geben scheint, Kahllecken, Verdauungsstörungen. All das kann auf Allergien und Unverträglichkeiten bei unseren Katzen zurückzuführen sein.

Woran du erkennst, ob deine Katzen an einer Allergie oder einer Unverträglichkeit leidet, deren Unterschiede und Merkmale erfährst du hier.


Trockenfutter

Was genau ist eine Allergie überhaupt?


Bei Allergien handelt es sich um fehlgeleitete immunulogische Prozesse, bei denen der Organismus auf Fremdstoffe bzw. Allergene reagiert. Das Immunsystem kann nicht mehr unterscheiden was jetzt gut und was schlecht ist - und reagiert auf eigentlich harmlose Substanzen.



Allergien - Alles das Gleiche?


Keineswegs. Es gibt verschiedene Arten von Allergien.

Dazu zählen: Inhalationsallergien (zB Pollen), Kontaktallergien (zB Waschmittel), Ingestionsallergien (Futtermittel, Medikamente) und Injektionsallergien (zB Impfungen).



Allergie-Typen

Es gibt nicht nur verschiedene Arten, sondern auch Typen.


Typ 1 ist der „Soforttyp“ und die häufigste Allergieform bei Katzen. Hier kann die allergische Reaktion innerhalb weniger Sekunden oder Minuten auftreten. Allergien dieses Typs äußern sich oft durch Fließschnupfen und Lidbindehautentzündungen. Sie können aber auch Nesselsucht und allergisches Asthma auslösen. Bei einer starken Allergiedisposition kann es sogar zum anaphylaktischen Schock kommen: Dieser muss dringendst behandelt werden - er kann sonst lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.


Beim Typ 2 sind die Symptome oft erst nach 6-12 Stunden erkennbar. Es werden Immunkomplexe gebildet, die im Körper ein System aktivieren, das körpereigene Zellen zerstört. Ein Beispiel hierfür ist die allergisch bedingte hämolytische Anämie, bei der Blutzellen zerstört werden.


Typ 3 verhält sich von den ersten Anzeichen her ähnlich wie Typ 2 - allerdings birgt er andere Symptome: Die Immunkomplexe können sich an den Gefäßwänden

von Blutgefäßen ablagern und dort lokale Entzündungen verursachen. Das kann zu Funktionseinschränkungen und Gewebszerfall führen.


Typ 4 ist der „Spättyp“ und nach dem Typ 1 die häufigste Form bei Katzen. Die Immunreaktion bei diesem Typ führt zur Freisetzung von signalgebenden Molekülen, die in betroffene Körperregionen einwandern und dort Entzündungsprozesse in Gang setzen.

Sichtbare Symptome erkennt man meistens erst nach 12-72 Stunden. Ein klassischer Auslöser für diesen Typ ist unter Anderem Waschmittel - aber auch Medikamente können ein Auslöser sein.



Allergiesymptome bei Katzen


Symptome können ganz unterschiedlich sein. Sehr häufig sind allerdings Haut und Fell betroffen: Hier kratzen, nagen, belecken sich Katzen intensiv, aber auch hektisch. Es kommt dadurch zur Bildung von Schuppen, Krusten, trockener Haut oder sprödem und stumpfem Fell.


Wenn der Juckreiz sehr stark ausgeprägt ist, kann es durch übermäßiger Fellpflege zu Haarausfall und Infektionen an den betroffenen Stellen kommen.


Wenn sich die Katze intensiv beleckt und gar kahl leckt - am Anfang meist im Bereich des Unterbauchs - spricht man von einer Leckalopezie. Das kann außer einer Allergie verschiedene Ursachen wie z.B. auch Erkrankungen der Stoffwechselorgane haben und sollte daher tierärztlich immer abgeklärt werden.


Wenn sich Katzen primär am Maul und Kinn intensiv kratzen, könnte es auf die feline Kinnakne hinweisen. Hier sind zunächst schwarze Krümelchen am Fell sichtbar, es können aber auch Pusteln oder Abzesse entstehen.

Die Kinnakne kann sowohl durch eine Futtermittelallergie sowie auch durch eine Kontaktallergie, also durch eine Reaktion auf z.B. Metallnäpfe.


Ähnlich wie die feline Kinnakne ist der Eosinophilen-Granulom-Komplex: Betroffene Katzen leiden auch hier unter einer entzündlichen Veränderung der Haut, vorallem im Gesichtsbereich und den Pfoten. Im Anfangsstadium sind meistens Knubbelchen unter der Haut ertastbar, stärker ausgeprägt können sich aber sehr großflächige Hautläsionen mit scharf abgegrenzten Rändern entwickeln. Der Krankheitsprozess wird oft durch eine Flohspeichel- oder Futtermittelallergie ausgelöst.


Erbrechen und Durchfall ist bei Katzen sehr weit verbreitet, insbesondere als Reaktion auf Futtermittel oder diversen Zusatzstoffen, die darin enthalten sind.



Wodurch entstehen Allergien?


Katzen werden nicht allergisch geboren. Natürlich gibt es Faktoren wie z.B. Genetik, wodurch manche Katzen eine deutlich höhere Allergieneigung haben, aber von Geburt an ist keine Katze allergisch.


Zu den Auslösern gibt es verschiedene Theorien. Die am meisten verbreitete Theorie ist die Hygienehypothese.

In einer Studie von 2001 untersuchten J. Riedler und C. Braun-Fahrländer das Auftreten von Allergien bei Stadtkindern und bei Bauernhofkindern und fanden heraus, dass der Kontakt mit Natur und Tieren das Immunsystem in einer physiologischen, langfristig sehr positiven Weise beeinflusst, während der Versuch, Krankheitskeime durch übertriebene Hygiene einzudämmen, meist zum gesundheitliche Problem werden kann (Exposure to farming in early life and development of asthma and allergy: a cross-sectional survey. In: Lancet. Band 358, Nummer 9288).

Ähnlich ist es bei Katzen: Wenn das Immunsystem in den ersten Lebensmonaten nicht ausreichend gefordert wird, dann sucht es sich quasi eine „andere Beschäftigung“ und beginnt, sich gegen eigentlich harmlose Substanzen zu wehren.


Eine andere Theorie besagt, dass Antigene in ihrer Form und ihrem Einfluss durch die Umweltverschmutzung in den Industrienationen verändert werden können.


Eine Allergie wird auch durch Lebensgewohnheiten beeinflusst. Stress, nährstoffarme und industriell hergestellte Nahrung, Belastung mit Umweltgiften können auf Dauer gravierende Schäden im Organismus anrichten - sowohl bei Mensch als auch bei Tier.

Allergien gelten daher als Zivilisationskrankheiten, die oftmals vor allem eines sind: Hausgemacht!


Trotz der langläufigen Meinung, ein Hin- und Herwechsel zwischen Marken und verschiedenen Sorten würde eine Allergie begünstigen, ist das ein Missverständnis: Das Rotieren verschiedener Sorten bzw. Proteinquellen ist eigentlich sinnvoll um einen optimalen Nährstoffausgleich zu ermöglichen. Es beugt also Mangelerscheinungen vor, sorgt für Abwechslung im Napf und kann außerdem helfen, eine Überempfindlichkeit gegenüber einem einzelnen Protein vorzubeugen.

Der Körper bekommt also nicht zu viel Huhn und denkt sich dann plötzlich „Das war jetzt zu viel, dagegen entwickel ich jetzt eine Allergie!“.


Es wird eher das Immunsystem durch verschiedene Faktoren so lange gereizt, bis es seinen „normalen“ Funktionen nicht mehr nachkommt und in Folge auf harmlose Substanzen „überreagiert“.

Es gilt hier: Desto naturbelassener ein Futtermittel, desto geringer ist sein Allergiepotential.


Was passieren kann: Wenn eine Katze bereits eine gestörte Darmflora oder ein sehr reaktives Immunsystem hat, kann sie auf neue Proteinquellen empfindlich reagieren, was fälschlich als „durch das Wechseln“ interpretiert wird.


Bei Katzen wird der Grundstock für Allergien schon sehr oft in der Kittenzeit gelegt. Nach der Muttermilch wird ihnen oft nicht die Möglichkeit geboten, ein stabiles und maßvoll reagierendes Immunsystem zu bilden.

Bedenkt man, dass Kitten bereits ab der dritten Lebenswoche beginnen sich für feste Nahrung zu interessieren, liegt hier meist das Problem: Sie werden mit industriellen Fertigfutter konfrontiert, der unreife Verdauungstrakt wird mit den vielen verschiedenen Komponenten überfordert. Hier wird ihm der wichtige Prozess vorbehalten, zu lernen, zwischen wertvollen Nährstoffen im Futter und potentiell schädigenden Keimen zu unterscheiden.


Leider ist die Studienlage zu den häufigsten Allergieauslösern bei Katzen sehr dünn. Jedoch zeigt sich immer wieder, dass Katzen auf die Beimengung von Getreide reagieren.

Wenn Trockenfutter am Ernährungsplan steht, sieht man auch immer wieder, dass Katzen auf Schimmelpilze, ranzig gewordenen Fettsäuren und Futtermilben - oder besser gesagt deren Kot - reagieren. Oft wird hierfür geraten, das Trockenfutter erst einzufrieren um das zu umgehen, jedoch tötet das lediglich die Milben ab und der Kot bleibt, also auch die Reaktion.


Katzenleckerlis

Allergien und Unverträglichkeiten - Was ist der Unterschied?


Bei einer Allergie bildet der Körper im Rahmen hochkomplexer Immunprozesse Immunglobulin E, das potentiell schädigende Fremdsubstanzen unschädlich machen soll.

Bei einem erneuten Kontakt mit dem Antigen schüttet der Körper Botenstoffe aus. Diese setzen dann die Symptom- und Entzündungsprozesse in Gang.


Bei einer Unverträglichkeit ist das Immunsystem weitgehend unbeteiligt. Hier reagiert der Verdauungstrakt: Durch Erbrechen und Durchfall versucht er potentiell schädigende Substanzen schnell loszuwerden.

Es ist ganz ähnlich wie bei uns Menschen, ein klassisches Beispiel ist die Laktoseintoleranz.

Katzen sind bekanntlich auch laktoseintolerant, es kann bei ihnen nach der Aufnahme von getreidehaltigem Futter auch zu ähnlichen Abwehrreaktionen kommen.


Werden die Symptome ignoriert und die Katzen bekommen weiterhin Futter, das sie nicht vertragen, dann kann es zu schlimmen Reizungen der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt, Magenschleimhautentzündung, einer chronischen Darmentzündung (IBD) oder auch zum Leaky-Gut-Syndrom kommen - die Allergieneigung steigt dadurch deutlich und nachweislich an.


Eine Unverträglichkeit zieht Symptome wie zeitnahes Erbrechen nach dem Fressen, Darmgeräusche, einen aufgeblähten Bauch, und Durchfälle mit sich.



Verdacht auf Allergie - Was jetzt?


Tierärzt:innen können leider nicht genau feststellen, worauf Katzen allergisch reagieren. Es existiert zwar ein Test - dieser zeigt aber leider nur an, ob im Rahmen immunulogischer Prozesse Antikörper gebildet wurden. Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Körper Symptome ausbilden muss.


Je nach Ausprägung der Symptomatik können dermatologische Untersuchungen wie Hautgeschabsel und Abstriche oder auch Kotuntersuchungen erforderlich sein, insbesondere dann, wenn sich die Allergieproblematik durch wiederkehrende Verdauungsstörungen äußert.


Im Handel findet man oft sogenanntes hypoallergenes Futter.

Hierfür ein Beispiel:


Zusammensetzung Anallergenic Trockenfutter:

Maisstärke, hydrolisiertes Federmehl (mit geringem Molekulargewicht, Quelle von L-Aminosäuren und Oligopeptiden), Kokosöl, Sojaöl, pflanzliche Fasern, Mineralstoffe, tierisches Fett, Fischöl, Chicorée-Fasern, Fructo-Oligosaccharide, Maltodextrin, Mono- und Diglyceride von Palmitinsäure und Stearinsäure verestert, Dextrose, Afrikanische Tagetes-Extrakt (Quelle von Lutein)


Liest man sich die Deklaration durch, liest man so manches, das man vielleicht nicht direkt versteht.


Federmehl ist hier als einzige tierische Proteinquelle verarbeitet - „hydrolisiert“ also hydrolisierte Proteine sind Eiweißextrakte, die durch eine intensive chemische Bearbeitung oder durch eine Bearbeitung mit Bakterienstämmen und Enzymen so verändert wurden, dass sie zum Teil vom Körper nicht einmal mehr als Proteinstruktur erkannt werden können. Dass hier also keine Reaktion stattfindet, ist also durchaus logisch, da das Protein unerkenntlich gemacht wurde - einen wirklichen Nutzen zieht der Körper daraus aber nicht.


Bedenkt man, dass bei Deklarationen die Zutat mit dem größten Anteil an erster Stelle steht, ist „Maisstärke“ hier definitiv fehl am Platz. Fleisch sollte für Katzen - die reine Karnivore sind - ausnahmslos immer an erster Stelle stehen. Noch dazu ist Mais eine Getreideart, also bekanntlich nichts, was in die Katze gehört. Genauso wie Sojaöl und „pflanzliche Fasern“.


Die Deklaration ist hier leider auch geschlossen. Wir erfahren also nicht, was genau drinnen ist und wie viel davon.


Desweiteren findet sich hier die Problematik mit dem Trockenfutter, die ich bereits erwähnte - im schlimmsten Fall verstärkt es nur Hautirritationen und Juckreiz.


Der goldene Weg um herauszufinden, worauf Katzen reagieren und worauf nicht ist durch eine Ausschlussdiät. Hier bekommen die Katzen 10-12 Wochen eine einzige Proteinquelle, die bisher fremd war.


Auch wenn (noch) kein Allergieverdacht besteht, ist es sehr wichtig, keine exotischen Sorten „einfach so“ zu füttern. Also Sorten wie z.B. Känguru oder Büffel.

Denn wenn irgendwann allergische Reaktionen auftreten, müssen die Katzen zwingend eine Proteinquelle bekommen, die sie noch nie hatten. Wenn schon vorher alle Sorten durchprobiert wurden, ist eine Ausschlussdiät nicht mehr möglich - und das kann auf Dauer Folgen für die Katzen haben.


Bei einer Ausschlussdiät müssen strikte Regeln eingehalten werden. Nur eine Proteinquelle: Das heißt, keine „Cheat Days“, keine anderen Leckerlis, sondern nur das eine.


Wenn deine Katzen Symptome zeigen und du eine Ausschlussdiät in Betracht ziehst, oder wenn du bereits mitten drinnen steckst und Unterstützung suchst - stehe ich dir und deinen Katzen zur Seite.


 
 
 

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